Innovativ aus Tradition
Mitten in Berlin, in der Köpenicker Straße, befand sich einst das Telegraphenamt der Stadt. 2016 bis 2022 wurde auf dem Gelände ein Gewerbecampus neuer Art für ein zukunftsweisendes Bürokonzept entworfen und realisiert. Er umfasst zwei denkmalgeschützte Loftgebäude und einen Neubau mit innovativer Fassadenbegrünung, in denen auf über 11.000 Quadratmetern Arbeits- und Kreativräume Platz finden. Dazwischen liegen zwei Höfe mit neu gestalteten Grünanlagen. Architektin und Teamleiterin Silvia Ciprian erläutert, wie das Konzept für den Standort entstand und welcher Mehrwert daraus für die Großstadt von morgen erwächst.
Silvia, bevor wir auf Ihre Rolle als planende Architektin bei diesem Projekt eingehen, verraten Sie uns bitte, wie es zum Namen »Telegraph« gekommen ist?
Silvia: Der Name hat historische Wurzeln. Auf dem Gelände entstand 1895 ein Telegraphenamt – der Telegraph war damals das innovativste Kommunikationsmittel seiner Zeit. Erhalten blieben aus dieser Epoche zwei Hofgebäude und ein Teil der Fassade des Gebäudes direkt zur Straße hin, das im Krieg zerbombt wurde. Diese drei Elemente stehen unter Denkmalschutz. Das Ensemble hat also eine lange Historie.
Der Immobilienentwickler Brant-Esada hat &MICA mit der Neukonzeption eines Gewerbecampus beauftragt.
Silvia: Richtig. Mein Schwerpunkt lag dabei auf der Konzeption und Planung des Neubaus. Wir arbeiten bei &MICA in Gruppen, die intensiv miteinander vernetzt sind, und unsere Strukturen sind, obwohl wir recht groß sind, egalitär und alles andere als hierarchisch. Es gab am Anfang zahlreiche alternative Entwürfe für den Neubau, und schließlich hat sich in enger Abstimmung mit dem Bauherrn und der Stadt unter Einbeziehung des Denkmalschutzes eine Lösung herauskristallisiert, die dann auch umgesetzt wurde. Sie ist architektonisch und strukturell etwas Besonderes, sehr Individuelles.
Was sind die wichtigsten Merkmale dieser Lösung?
Silvia: Das historische Fassadenfragment zur Straße wurde in den Neubau integriert. Dieser schließt die Baulücke, die dort seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestand, und trägt somit zur Stadtreparatur bei. Der Neubau ist zwar groß, wirkt aber im Vergleich zu den Bestandsgebäuden nicht dominant. Das hängt auch damit zusammen, dass die Fassade hinter den Balkonen zurücktritt und dem Gebäude damit Leichtigkeit verleiht. Ferner wurde mit beträchtlichem baulichem Aufwand unter dem Neubau eine Tiefgarage errichtet. Diese bietet vor allem Stellplätze für Fahrräder, die dann nicht mehr im Hof mit seinen Grünanlagen und Ruhezonen geparkt werden müssen. Aus energetischen Gründen haben wir uns nach langen Abwägungen dazu entschlossen, den Neubau in Beton auszuführen. Der Baustoff hat inzwischen einen schlechten Ruf, weil bei der Produktion von Zement unvermeidbar viel CO2 anfällt. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, weil wir mit Beton bei diesem Projekt auf ein optimales Bauvolumen für eine effiziente Klimatisierung kommen, bei der wir übrigens auf umweltfreundliche Geothermie, also Erdwärme setzen. Ein Holzbau war zudem an dieser Stelle nicht möglich. Und wir stehen zu unserer Entscheidung: Wir kaschieren den Beton nicht durch optische Tricks – er ist überall sichtbar und wird nicht überputzt, übermalt oder überklebt. Ein wichtiges Merkmal des Neubaus ist außerdem die Fassade mit ihren großen Glasflächen. Sie verfügt über für Bürogebäude ungewöhnliche Balkone und Außenterrassen, die den Nutzer:innen einen direkten Bezug zur Natur ermöglichen. Hinzu kommt die Fassadenbegrünung mithilfe von Gabionen. Dieses Konzept wurde in Japan entwickelt und zusammen mit den Landschaftsarchitekt:innen von Atelier le balto zum ersten Mal in Europa angewandt.
»Hier hat die Natur ein ganzes Areal und seine Ruinen zurückerobert – und wir werden damit intelligent und zukunftsorientiert umgehen. Daran haben wir unsere Lösungsvorschläge von Anfang an ausgerichtet.«
Innovativ aus Tradition
Mitten in Berlin, in der Köpenicker Straße, befand sich einst das Telegraphenamt der Stadt. 2016 bis 2022 wurde auf dem Gelände ein Gewerbecampus neuer Art für ein zukunftsweisendes Bürokonzept entworfen und realisiert. Er umfasst zwei denkmalgeschützte Loftgebäude und einen Neubau mit innovativer Fassadenbegrünung, in denen auf über 11.000 Quadratmetern Arbeits- und Kreativräume Platz finden. Dazwischen liegen zwei Höfe mit neu gestalteten Grünanlagen. Architektin und Teamleiterin Silvia Ciprian erläutert, wie das Konzept für den Standort entstand und welcher Mehrwert daraus für die Großstadt von morgen erwächst.
Silvia, bevor wir auf Ihre Rolle als planende Architektin bei diesem Projekt eingehen, verraten Sie uns bitte, wie es zum Namen »Telegraph« gekommen ist?
Silvia: Der Name hat historische Wurzeln. Auf dem Gelände entstand 1895 ein Telegraphenamt – der Telegraph war damals das innovativste Kommunikationsmittel seiner Zeit. Erhalten blieben aus dieser Epoche zwei Hofgebäude und ein Teil der Fassade des Gebäudes direkt zur Straße hin, das im Krieg zerbombt wurde. Diese drei Elemente stehen unter Denkmalschutz. Das Ensemble hat also eine lange Historie.
Der Immobilienentwickler Brant-Esada hat &MICA mit der Neukonzeption eines Gewerbecampus beauftragt.
Silvia: Richtig. Mein Schwerpunkt lag dabei auf der Konzeption und Planung des Neubaus. Wir arbeiten bei &MICA in Gruppen, die intensiv miteinander vernetzt sind, und unsere Strukturen sind, obwohl wir recht groß sind, egalitär und alles andere als hierarchisch. Es gab am Anfang zahlreiche alternative Entwürfe für den Neubau, und schließlich hat sich in enger Abstimmung mit dem Bauherrn und der Stadt unter Einbeziehung des Denkmalschutzes eine Lösung herauskristallisiert, die dann auch umgesetzt wurde. Sie ist architektonisch und strukturell etwas Besonderes, sehr Individuelles.
Was sind die wichtigsten Merkmale dieser Lösung?
Silvia: Das historische Fassadenfragment zur Straße wurde in den Neubau integriert. Dieser schließt die Baulücke, die dort seit Ende des Zweiten Weltkriegs bestand, und trägt somit zur Stadtreparatur bei. Der Neubau ist zwar groß, wirkt aber im Vergleich zu den Bestandsgebäuden nicht dominant. Das hängt auch damit zusammen, dass die Fassade hinter den Balkonen zurücktritt und dem Gebäude damit Leichtigkeit verleiht. Ferner wurde mit beträchtlichem baulichem Aufwand unter dem Neubau eine Tiefgarage errichtet. Diese bietet vor allem Stellplätze für Fahrräder, die dann nicht mehr im Hof mit seinen Grünanlagen und Ruhezonen geparkt werden müssen. Aus energetischen Gründen haben wir uns nach langen Abwägungen dazu entschlossen, den Neubau in Beton auszuführen. Der Baustoff hat inzwischen einen schlechten Ruf, weil bei der Produktion von Zement unvermeidbar viel CO2 anfällt. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, weil wir mit Beton bei diesem Projekt auf ein optimales Bauvolumen für eine effiziente Klimatisierung kommen, bei der wir übrigens auf umweltfreundliche Geothermie, also Erdwärme setzen. Ein Holzbau war zudem an dieser Stelle nicht möglich. Und wir stehen zu unserer Entscheidung: Wir kaschieren den Beton nicht durch optische Tricks – er ist überall sichtbar und wird nicht überputzt, übermalt oder überklebt. Ein wichtiges Merkmal des Neubaus ist außerdem die Fassade mit ihren großen Glasflächen. Sie verfügt über für Bürogebäude ungewöhnliche Balkone und Außenterrassen, die den Nutzer:innen einen direkten Bezug zur Natur ermöglichen. Hinzu kommt die Fassadenbegrünung mithilfe von Gabionen. Dieses Konzept wurde in Japan entwickelt und zusammen mit den Landschaftsarchitekt:innen von Atelier le balto zum ersten Mal in Europa angewandt.